Sonntag, 7. September 2014

Kieler Förde September 2014

Nach einem total verregneten August entpuppt sich der September als herrlicher Spätsommer, in dem wir mal wieder die Segel setzen wollen. Insbesondere der neue Spinnaler, den ich von Uwe kurz vor dem Urlaub gekauft habe, soll diesmal endlich aus dem Sack.
Doch Rendsburg liegt ja am Nordostseekanal und das heisst zunächst mal ca. 3 3/4 Stunden nach Kiel tuckern. Schleusen sind wir zwar in Holland gewöhnt, aber so eine Riesenschleuse wie die in Kiel Holtenau haben wir noch nicht gesehen. Da die Sportbootschleuse wegen Wartungsarbeiten für längere Zeit gesperrt ist, müssen wir zu allem Überfluss zusammen mit der Berufsschifffahrt in eine Kammer.  Da informieren wir uns doch lieber vorher über die wichtigsten Gepflogenheiten im Schleusenvorgang mit den Dicken auf https://www.wsv.de/wsa-ki/Schifffahrt/Sportschifffahrt/Tipps143229/index.html

Da steht eigentlich alles drin, was man wissen muss. Einzig die für uns undurchsichtige "Kirmesbeleuchtung" auf dem Kanal selbst bleibt dem Sportbootfahrer verborgen, denn es steht nirgendwo was die möglichen Lichterkombinationen bedeuten. Nur einige wenige sind im Merkblatt erklärt. Der Rest ist wohl nur für die Berufsschifffahrt wichtig, aber das hätte man auch durchaus mal erwähnen können.

Letztlich wird ja nichts so heiss gegessen wie es gekocht wird und so ist alles irgendwie ein Kinderspiel. Bezahlt haben wir schon in der Gieselauschleuse am Ende unseres Urlaubs. Das Ticket müssen wir nur noch im Kiosk, der sich auf der Mauer zwischen den beiden großen Kammern befindet, vorzeigen. Der Kiosk hat alles, was das Großschifffahrtsherz so braucht: Alkohol, Zigaretten, Pornovideos etc…Wenn man aber eine offizielle Dienststelle erwartet, wird man enttäuscht. Durch diese Schleuse kann man auch getrost alleine durch, wenn es mal sein muss, denken wir uns. Da sind so manche Schleusen in Holland schon schwieriger zu meistern.

Kaum sind wir aus der Schleuse raus, setzen wir auch schon unsere Segel, und zwar Vollzeug. Es ist Nordnordwestwind der Stärke 4Bft und strahlend blauer Himmel. Ein paar Kreuzschläge brauchen wir bis wir durch die Engstelle an der Leuchtturminsel Friedrichsdorf durch sind und fortan haben wir freie Fahrt. Nun ist es aber schon recht spät, da wir ja viel Zeit auf dem Weg von Rendsburg bis hierher gebraucht haben. Daher belassen wir es bei einem schönen Sundownertörn und erkunden unseren ersten Ostseehafen: das schöne Örtchen Heikendorf mit dem bezaubernden Hafen Möltenort. 

Am nächsten Morgen, also Freitag, den 5. September, scheint erstmal kein Wind zu wehen, so dass wir es langsam angehen lassen. Erst gegen Mittag, als wir eine Brise Wind vernehmen, machen wir uns auf den Weg in die Kieler Förde. Draussen in der äusseren Förde wehen nun allerdings schon 3-4Bft, zu viel für unsere allerersten Spinnakerversuche. Also nichts wie wieder rein in den Binnenbereich der Förde südlich der Leuchtturminsel, denn dort ist spürbar weniger Wind. Während ich den Spinnaker auspacke und das ganze Geschirr, das dafür nötig ist, montiere, steht Irmi an der Pinne und bedient auf Kommando die Schoten bzw den Achterholer und die Spischot, wie das Tauwerk beim Spinaler heisst. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass der Platz bei dem vielen Schiffsverkehr nicht ausreicht für uns blutige Anfänger. Als ich eine der riesigen Fähren auf uns zufahren sehe, breche ich unsere Spi-Manöver ab und beschliesse weiter draussen an einem Tag mit weniger Wind weiter zu üben. Etwas frustrierend ist das schon, haben wir das bunte Tuch doch noch nicht einmal richtig draussen gehabt. Wir geniessen aber trotzdem das schöne Wetter und segeln mit der Standardbesegelung Genua und Gross noch ein wenig aus der Kieler Förde bevor wir den Hafen Baltic Bay in Laboe anlaufen. Dort wollen wir schliesslich noch mit den neuen Klapprädern die Küste entlang fahren.
Die Marina Baltic Bay entspricht nicht so recht unserem Geschmack. Sie ist zu steril und wäre uns sowieso viel zu teuer. Ganz abgesehen davon würden wir auch keinen Platz mehr für die nächste Sommersaison bekommen. Doch für die eine Nacht ist der Liegeplatz völlig ok.
Am Samstag müssen wir uns leider schon wieder langsam auf den Rückweg machen. Doch nicht bevor wir es noch einmal mit dem Spinnaler probieren. Heute ist der Wind mit 2 Windstärken ideal. Wir segeln diesmal raus aus der Förde, wo wir genug Platz haben und ziehen den Spi aus dem Sack und aus dem Bergeschlauch. Und sofort steht er wie gemalt. Zieht uns auch prompt mit 3-4 Knoten nach vorne, und das bei sehr sehr wenig Wind. Alle anderen Segler bewegen sich nur unter Motorkraft. Dabei machen wir uns noch nicht die Mühe den Spi mit einem Spibaum zu stabilisieren. Denn auch so bläst die Luft hinein in den Bauch des leichten Tuchs. Als ich etwas anluve, beschleunigen wir sogar auf 5 Knoten bei ungefähr Halbwindkurs. Um 12 Uhr haben wir uns dann aber vorgenommen uns auf den Weg nach Holtenau zu machen. Denn wir haben ja noch die lange Kanaltuckerei bis Rendsburg vor uns. Also wieder die Endlosleine ziehen und rein mit dem Spi in den Bergeschlauch. Den kurzen Weg zur Schleuse Motoren wir mangels Wind, denn mit dem Spi kreuzen funktioniert natürlich nicht.